Es ist immer wieder erfrischend, wenn man tatsächlich mal Leute befragt, die ein Elektrofahrzeug ihr Eigen nennen, wie es denn nun so ist im Alltag. In diesem Fall ist es Brian Greenstone (Pangea Software), welcher sich im Dezember 2011 einen Fisker Karma zugelegt hat und jetzt nach 2200 Meilen eine Owners Review dazu gibt. Der Fisker Karma ist eine Limousine des amerikanischen Automobilherstellers Fisker Automotive, welcher durch zwei 150 kW-Elektromotoren angetrieben wird. Zusätzlich kann ein Generator Strom zuliefern, der von einem 156 kW (212 PS) starken Benzinmotor, einem 2-Liter-General Motors-Ecotec-Motor, angetrieben wird.
Ehrlich, ungeschminkt und ohne vorher durch die Marketingabteilung eines Fahrzeugherstellers gegangen zu sein. Man muss dazu sagen, dass Herr Greenstone sonst einen Aston Martin fährt, die Aussagen zur Beschleunigungsfähigkeit, Verarbeitung und ähnlichem also relativ sind. Aber ein paar Moneyquotes möchte ich doch herausziehen.
Design
Dazu gibt es nicht viel zu sagen, es ist Geschmackssache, denn der Grill sieht irgendwie “markant” aus.
Reifen
Elektrofahrzeuge sind sehr schwer und dazu kommt, dass sie nicht nur enormes Drehmoment ab Drehzahl 0U/min auf die Straße bringen (hoher Beschleunigungswiderstand), sondern auch noch elektronisch Abbremsen (Rekuperation). Demnach werden die Reifen enorm belastet.
Sie halten nur 15.000 Meilen
Da es sich um 22″ Reifen handelt, dürfte es ein kostspieliges Rekuperieren sein.
Solardach
Wenn man bedenkt, dass es tatsächlich einige Presseabteilungen in der Vergangenheit geschafft haben ein Solardach als “die Lösung für das Reichweitenproblem” anzupreisen, tut diese realistische Aussage wirklich gut.
Das Dach kostet 5000$, wenn man das Fahrzeug 500 Jahre in der Texanischen Sonne stehen lässt, hat es sich über den geernteten Strom amortisiert.
Die Leistung die ein 120Watt Solardach erzeugt reicht einfach nur um die Lüftung arbeiten zu lassen und die Luft etwas umzuwirbeln, mehr nicht.
Command Center: Die volldigitale Schaltzentrale
It is totally crap.
Die Langversion dieser Aussage ist ihm ein eigenes Video wert:
Ich hatte ja gehofft, dass gerade diese volldigitale Steuereinheit, wie sie auch Tesla im Model S einsetzt, extrem gut ankommt, leider scheint das in der Realität eher nicht so zu sein.
Verarbeitungsqualität
Eine Sache, welche sich mit den Jahren geben wird, was aber auszeichnend für die deutsche Automobilproduktion ist, ist die Qualität der Produktionstechnik. Hier sind die “neuen” noch im Modus des Lernens. Das zeigt sich auch bei Karma.
Das Fahrzeug wurde zusammengebaut wie ein Panzer. Die Produktionsfirma sollte einen Klapps auf den Hinterkopf bekommen, es sieht aus wie von einem 12-jährigen zusammengesteckt. Es sind riesige Spaltmaße und Ausrichtungsfehler über das gesamte Fahrzeug verteilt.
Längsdynamik
Wie gesagt, Herr Greenstone fährt normalerweise Aston Martin, man kann die Aussagen also als relativ betrachten.
Die Bremsen sind herausragen! Sie zerren dir die Augäpfel aus dem Schädel.
Für die entgegengesetzte Richtung hat er allerdings kein gute Wort übrig, wie auch schon die Betrachtung zur Längsdynamik des Tesla Roadster S vermuten ließ. Eine ähnliche Konfiguration aus E-Maschine und Drehmoment-/Drehzahlsteller scheint in allen Fahrzeugen eingesetzt zu werden.
Sobald man 40mph erreicht hat, war es das mit Beschleunigung. Wenn man jemanden auf dem Highway überholen möchte, sollte man sich viel Platz einräumen.
Kombination mit dem Verbrennungsmotor
Auch hier zeigt sich, dass das jahrelange KnowHow der deutschen Hersteller schon etwas für sich hat. Wird beim Karma der Verbrennungsmotor angeworfen um die nötige elektrische Energie bereitzustellen, so führt das zu Kopfschütteln. Herr Greenstone fährt sonst wahrscheinlich V8 und ist daher ohnehin etwas verwöhnt.
Wenn man mit laufendem Verbrennungsmotor an der Ampel anhält, denken die Leute da ist etwas kaputt mit deinem Auto. Es ist nichts, was man haben möchte.
Trotzdem der Verbrenner als Stationärmaschine im Bestpunkt laufen kann, bringt es dieser doch auf einen beachtlichen Verbrauchswert.
Der Verbrauch liegt bei 9.8L/100km
Natürlich ist der kombinierte Verbrauch mit 2.4L/100km wesentlich geringer, aber die Energie kommt auch irgendwo her. Vielleicht aus einem Windrad, vielleicht aus einem Kohlekraftwerk, dem Elektron ist das egal.
CO2 Footprint
Herr Greenstone nimmt sich der Sache ganz pragmatisch an und lässt sowohl Energie zur Herstellung von Solarmodulen als auch Recyclingkosten von Batterien weg. Letztlich rechnet sich sowieso jeder die Statistik so hin, wie er sie braucht um seine These zu stützen. Er stellt fest, dass beim Energiemix von Texas (USA) der Fisker ab einem äquivalenten Verbrennungsmotorverbrauch von >6.5L/100km einen geringeren CO2 Footprint hinterlässt. Ausführlich wird dies in diesem Video erläutert.
Wenn ich also mit meinem Polo TDI mit 5.4L/100km durch die Gegend fahre bin ich immernoch wesentlich sparsamer als ein Fisker Karma. Aber auch nicht so cool. Allerdings wird ein Elektrofahrzeug mit zunehmender Umstellung auf erneuerbare Energien bezüglich des CO2 Footprints besser.
Fazit
Ich habe natürlich nur die negativen Dinge heraus gezogen, weil die Presse ja schon voll genug mit allem Positiven ist. Herr Greenstone fasst es insgesamt so zusammen:
Punktabzug gibt es in der Verarbeitungsqualität und im Softwaredesign, wenn die das verbessern wird es ein Knaller
Und ich denke das dauert noch 1-2 Fahrzeuggenerationen, dann ist Tesla, Karma und Co. soweit und die Konkurrenz zum deutschen E-Automobil steht auf dem weltweiten Markt bereit. Meine Bedenken habe ich ja schon mal geäußert, weil ich denke mit: Da kommt großes auf uns zu.