Eigentlich gehört es ja nicht zu den üblichen Themen dieses Blogs, aber man kann ja auch mal über den Tellerrand schauen. Ich beobachte das Thema “Frauenquote” schon eine ganze Weile und habe dazu mittlerweile eine Meinung, die sich nicht so richtig deckt mit dem, was von Feministinnen so erzählt wird.
Hinzu kam dieser Tage die Meldung von unserer ehemaligen Familienministerin Dr. Kristina Schröder, welche nach der Wahl folgende Mitteilung verlauten ließ:
Priorität künftig für Familie
Damit meint sie aber nicht, dass sie sich jetzt noch mehr für Familien einsetzt, sondern dass sie ihren Ministerposten zu Gunsten ihrer kleinen Tochter Lotte nicht wieder antritt.
Glückwunsch, das ist eine sehr gute Entscheidung! Diese Entscheidung fällen sehr sehr viele Frauen, denn Arbeit ist nicht alles im Leben. Man kann darüber aber nur objektiv urteilen, wenn man selbst Kinder hat. Ohne die Gefühle, die ein eigenes Kind hervorruft, ist es schwer nachzuvollziehen, was die Eltern dazu bewegt. Deshalb finde ich es sehr aufrichtig, dass Frau Dr. Schröder nun sagt, dass ihr die Sache mit dem Ministerposten nicht so wichtig ist, wie die Zeit für ihre Tochter. So würde ich das auch sehen.
Doch was hat das nun mit der Frauenquote zu tun?
Gleichberechtigung von Anfang bis Ende
Die Karriere beginnt mit der Ausbildung, beispielsweise mit einem Studium. Dabei bleiben einige auf der Strecke (Studienabbrecher), sagen wir 5%. Kinder bekäme niemand, weder Mann noch Frau. Dann ergäbe sich folgender Karriereweg:
Der Anteil der auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Fachmänner und Fachfrauen sieht dann logischer Weise so aus:
Wie gesagt, das ist die “ideale” Welt der Gleichberechtigung, welche aber nur eine Generation überleben würde, denn es gibt ja keine Kinder.
Kinder erobern die Welt
Nehmen wir an, dass 70% der Paare ein Kind bekommen. Nehmen wir weiterhin an, dass die Betreuung bei 2/3 der Paare durch die Frau gemeistert wird, die übrigen Kinder werden durch die Männer betreut. Der Studiengang wird weiterhin zu 50% von Frauen belegt.
Nun steht dem Arbeitsmarkt nicht mehr die ideale Gleichverteilung zur Verfügung.
Frauenquote soll Gleichberechtigung bringen
Die Einführung der Frauenquote soll nun dazu auffordern, dass die Verteilung der Führungspositionen 50/50 zwischen den Geschlechtern erfolgt. Wählt man aus dem zur Verfügung stehenden Arbeitsmarkt (siehe Kreisdiagramm oben) 50% Frauen und 50% Männer, so ist das aber nun gerade das Gegenteil von Gleichberechtigung.
Stehen weniger Frauen zur Verfügung, müssen aber trotzdem 50% der Positionen mit Frauen besetzt werden, so muss aus der am Arbeitsmarkt verfügbaren Anzahl ein höherer Anteil gewählt werden, um die Quote einzuhalten.
Man sieht also, dass das Einhalten einer Quote gerade keine Gleichberechtigung ist. Der Grund dieses Phänomens ist das Simpson-Paradoxon.
Jeder Maschinenbau-, Informatik-, Mathematik-, Physik- oder Elektrotechnikstudent wird jetzt schon lachen und sich an seine Studienzeit erinnern: 50% Frauen im Studiengang, das wäre ja ein Traum! Die Realität sieht anders aus.
Quote in MINT Fächern
Das Problem der Gleichberechtigung verschärft sich weiter, wenn man die Geschlechterverteilung in den “gefragten” Studienfächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) betrachtet. Dies Erfolgschancen mit einem Abschluss dieses Fächer ist ungleich höher, als mit einem geisteswissenschaftlichen oder sozialen Studienabschluss. Die Chance auf eine Karriere ist somit höher.
Aus den Ergebnissen der Sächsischen Absolventenstudie kann man nun entnehmen, dass nur ca. 30% der Absolventinnen und Absolventen in MINT Fächern (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) weiblich sind.
International sieht es nicht anders aus:
Um nun für Konferenzen, Vorträge, Abteilungen, Papers, Veröffentlichungen etc. eine 50% Quote zu bekommen, muss man natürlich verhältnismäßig öfter eine Frau wählen, als es bei zufälliger Wahl der Fall wäre.
Ziemlich erschreckend, wenn man erkennt, dass für eine 50% Quote in den Ingenieurwissenschaften eine Frau 3.5x häufiger ausgewählt werden muss (eben auf Grund der geringeren Gesamthäufigkeit des Geschlechts “Frau” in der zur Verfügung stehenden Gruppe), um dann eine 50% Quote zu erreichen. Bei den Sprachwissenschaften ist es genau anders herum.
Download Excel DateiFazit
Meine persönliche Einschätzung aus Gesprächen mit Eltern und auch das Beispiel von Dr. Schröder zeigt eigentlich ein eindeutiges Bild:
Eine Quote ist daher alles andere als eine Gleichstellung. Sie bevorzugt mitunter nur auf Grund des Geschlechts. Männer müssen ja nicht besser in dem sein, was sie tun, aber Frauen auch nicht. Weshalb also nach Geschlecht und nicht nach Qualifikation wählen?
Generell gibt es nur einen Ausweg: Die Anzahl der Frauen in MINT Fächern erhöhen und ein Kind nicht zum Karrierekiller werden zu lassen.
Aber das ist, wie gesagt, offensichtlich ja die freie Wahl der erziehenden Eltern. Zum Glück, denn Kinder sind wohl etwas wichtiger als eine Führungsposition.