Nun, die erste Suche führt zu Wikipedia. Dort heißt es:
Entwicklungsdienstleister (auch: Ingenieurdienstleister (so offizielle Bezeichnung der Bundesagentur für Arbeit), neu: Engineering-Dienstleister) sind Industrieunternehmen, deren Umsatz größtenteils aus der Erbringung von Entwicklungsdienstleistungen in Form von Werksverträgen und Auftragsentwicklungen erreicht wird. Die Produktion und der Verkauf eigener Produkte steht bei Entwicklungsdienstleistern nicht im Vordergrund. Damit stehen sie im Allgemeinen am Anfang der Wertschöpfungskette.
Soviel zur Theorie bei Wikipedia, nun meine eigene Meinung: Prinzipiell hat Wikipedia erst einmal recht, ein Ingenieurdienstleister verkauft keine Produkte, jedoch muss jedes Produkt nun erst einmal entwickelt, erprobt und produziert werden. Und genau hier kommen die Dienstleister ins Spiel, denn ein Hersteller entwickelt in vielen Fällen nicht mehr selber, sondern lässt entwickeln und bezahlt diese Leistung oder holt sich die Hilfe von Dienstleistern ins Haus und entwickelt mit ihnen zusammen seine Produkte. Hierbei gleicht aber nicht ein Dienstleister dem anderen, je nach Schwerpunkt und Kompetenz sind diese unterschiedlich aufgestellt. Angefangen von reinen Konstruktionsbüros bis hin zu Dienstleistern die teilweise komplette Dauererprobungen von z.B. Fahrzeugen übernehmen, reicht die Palette.
Wohin nun nach dem erfolgreichen Studium?
Zur Wahl stehen somit die Hersteller (Audi, VW, BMW, Daimler, Opel, etc.) selbst und die Dienstleister. Nur wo liegen eigentlich die Vorteile/Nachteile und welche Firma passt zu mir?
Original Equipment Manufacturer (OEM) oder Ingenieurdienstleister?
Relativ kritischer Beitrag des ZDF von 2010 (Wirtschaftskrise), in welchem ein recht einseitiges Bild des Ingenieurdienstleisters dargestellt wird.
In erster Linie bleibt zu sagen, dass ein Direkteinstieg beim Dienstleister einfacher ist als beim Hersteller selbst. Gründe dafür sind: zum einen holt sich ja der Hersteller extern Kompetenz und muss deshalb schon nicht so viele Mitarbeiter einstellen! Diese Jobs findet man dann eben wieder bei den Dienstleistern und da ein Hersteller sehr oft mit vielen Dienstleistern zusammenarbeitet, ist eine Stelle oftmals bei mehreren Dienstleistern ausgeschrieben. Weiterhin ist das Wachstum an Mitarbeitern sehr oft streng vorgegeben, sodass Abteilungsleiter zu Dienstleistern greifen müssen nur damit sie das Arbeitspensum überhaupt abarbeiten können. Denn manchmal scheint es einfacher zu sein einen Dienstleister mit einem Thema zu beauftragen, als einen eigenen Mitarbeiter einzustellen, zumindest solange die Entwicklungsbugets gut gefüllt sind.
Ebenfalls sind die Einstellungsverfahren bei großen Firmen wesentlich aufwendiger. Hier winken 1. Vorstellungsgespräch, 2. Vorstellungsgespräch, Assessment Center usw usw.
Kündigungsschutz & Sozialleistungen
Ein weiterer Grund für die wenigen Jobs beim Hersteller ist, dass in Krisenzeiten der Vertrag eines externen Kollegen einfach nicht verlängert werden muss und man so schnell Personalkosten reduzieren kann, mit den internen Mitarbeitern geht dies wesentlich schwerer, da dies oft in Verträgen mit den Gewerkschaften geregelt ist (Thema Kündigungsschutz).
Könnte man sich fragen ob man bei einem Dienstleister schneller arbeitslos werden kann. Zuerst ein ja, dass kann schneller passieren als einem lieb ist. Zum anderen nein, da dies wieder ganz abhängig vom Dienstleister selber ist, denn bei diesem Thema und der Bezahlung trennt sich die Spreu vom Weizen. Eine typische Zeitarbeitsfirma wird die Mitarbeiter in diesem Fall entlassen und genau das machen schlechte Dienstleister auch! Denn viele Firmen könnte man mit Zeitarbeitsfirmen vergleichen, nennen sich eben nur Dienstleister! Auch die Bezahlung und die sozialen Leistungen lassen bei solchen Firmen zu wünschen übrig.
Auf der anderen Seite gibt es Dienstleister denen das Wohl und die Zufriedenheit der Mitarbeiter sehr wichtig ist. Da passen Gehälter und soziale Leistungen mit denen der Hersteller selber überein. Einzig der Stundenlohn ist ein anderer, da man bei vielen Dienstleistern eine 38-40 Stundenwoche hat, bei großen Herstellern eher eine 35 Stundenwoche vorfindet. Ebenfalls bemühen sich diese Dienstleister um neue Projekte, falls doch mal ein Vertrag mit dem Kunden nicht verlängert wird. Gute Mitarbeiter findet man eben nicht überall und in Zeiten wirtschaftlichen Booms wissen dies auch Dienstleister.
Somit sollte man also als Absolvent möglichst einen dieser “guten” Dienstleister finden. Ein Tipp sein an dieser Stelle gesagt: meist beschäftigen diese Firmen nicht 400, 500 oder 600 Ingenieure an einem Standort, sondern eher 10% davon.
Entwicklungsmöglichkeit
Ein weiterer wichtiger Vorteil eines Dienstleisters sind die Entwicklungsmöglichkeiten. Persönliche Interessen können schnell und einfach berücksichtigt werden, wie auch die gezielte Mitarbeiterentwicklung. Eine Rolle als Leadingenieur oder Teamleiter sind meist schneller realisierbar als beim Hersteller. Die passende Eignung dazu sei jetzt mal vorausgesetzt! Auch ein langfristiger Arbeitseinsatz im Ausland ist bei diesen Firmen einfacher umsetzbar, geeignete Projekte im Ausland ebenfalls vorausgesetz. Beim Hersteller selbst finden sich meist viele Kollegen in der Reihenfolge vor einem bzw. können persönliche Interessen weniger beachtet werden. Eine aufwendigere Bürokratie (Auswahlverfahren) und das gewissen „Vitamin B“ gehören beim Hersteller natürlich auch noch dazu.
Persönliche Vorlieben
Abschließend muss jeder Absolvent wissen was einem wichtig ist. Wer es beispielsweise „cool“ findet bei einem Automobilhersteller dazu ein Fahrzeug günstiger leasen zu können, dann sollte sich dieser beim Hersteller bewerben. Wer schneller Karriere machen will, sollte den passenden Dienstleister finden und sich da gezielt entwickeln. Ein Wechsel zwischen Hersteller und Dienstleister fördert ebenfalls die Aufstiegschancen bzw. seinen Marktwert und ist eigentlich immer möglich. Allzu oft sollte man dies aber nicht machen, Personalreferenten leiten aus dem Lebenslauf oftmals charakterliche Stärken und Schwächen ab. Firmenidentifikation spielt heutzutage eine große Rolle.
Viel Spaß bei der Jobsuche!
One Comment
Als Erstjob direkt nach den Studium ist eine Zeitarbeitsfirma absolut O.k., maximal die ersten 5 Berufsjahre um verschieden Einblicke zu gewinnen und sich zu orientieren worauf man Lust hat. Danach ist ein normaler Job besser.
Man muss bedenken, dass bei Zeitarbeitsfirmen der Anteil “leistungsschwacher” Ingenieure deutlich höher ist als in der normalen Wirtschaft – das soll keine Verunglimpfung sein, es sind oft Schicksalschläge wegen länger Krankheit etc. Diesen Leute bleibt oft nur noch die Zeitarbeit, weil sie woanders keinen Job bekommen.
Wenn man als Jungingenieur zu lange bei Zeitarbeitsfirmen bleibt, färbt dieser Ruf mit zunehmendem Alter auf einen ab und man findet erst recht keine normale Stelle mehr.